Riconoscimento ottico dei
caratteri con Transkribus . Possibile qualche errato riconoscimento di caratere
Grósten Denkwardig-keiten der Welt
oder so genandie
Relationes curiosae
Tomo I
Die gefährliche Scylla und Charibdis
Umb der grossen Gleichheit der Materien Willen / kan ich nicht
umbhin / dem Leser diese zween gefährliche Oerther auch kürtzlich darzustellen /
zumahlen sie bey denen Alten / insonderheit aber denen berühmtesten Poeten schon
so sehr bekandt gewesen / doch muß jederman gestehen / daß sie mit dem Moßkoe=Strohm
garnicht zu vergleichen sind.
Der Strudel Charibdis befindet sich in dem engen Meer zwischen der in Jtalien
gelegenen Landschafft Calabrien / und der Jnsul Sicilien / zu nächst an dero Ufer.
Diese Meers=Enge / wie sie Kircherus gemessen / nehmlich von dem Vor=Gebürge
Scylla in Calabrien / allwo sie am engsten ist / hält in der
vreite 2783 Geometrischer Schritt.
Die Tieffe des Meers in dieser Enge findet sich gar ungleich / bald 50 /60 /
dann 100 biß 200 Schuh; Der Grund ist überall voller Felsen / und mag vielleicht
derjenige schmahle Arm Land seyn / durch welche weyland der alten Peu=insula
Trinacria / jetzo aber die Jnsul Sicilien an schon gemeldtes Calabrien angehängt
gewesen.
Charibdis belangend / ist solcher anders nichts / als ein unergründlicher
Meer=Strudel und Würbel=Schlund / der in einem steten Kochen und Auffwallen
stehet / eben als ein Kessel mit Wasser / der über dem Feuer siedet / doch
bleibt er nicht allezeit in einem Thun / sondern / wie er sich unter Zeiten
still und ruhig bezeuget / also ist er im Gegentheil unterweilen überaus hefftig
und ungestüm / und wirfft die aus dem Abgrund auffwerts steigende Fluthen hoch empor: diß aber entstehet
in ihm durch die unterschiedlichen Winde / nach-dem ein oder der andere heffti wehet.
Scylla ist das felsichte Vor Gebürge in Calabrien / welches / weil es vor andern
Bergen sich tieffin das Meer erstrecket / und rings herumb mit vielen spitzigen scharffen
Felsen unter und ob dem Wasser gleichsamb besetzet / auch in seinen innersten
durch Unter=Jrrdische Gänge und Höhlen durch-bohret
ist / verursachet er in dieser Meer=Enge eine ungestüme See / die den
Vorbeyschiffenden öffters gefährlich fällt / dann sie wohl / wo nicht erfahrne
Schiffleute hierbey das beste thun / entweder wider die Felsen in Stücken
fahren / oder durch den reissenden Strohm in den gegen über befindlichen
Meer-Strudel und Wurbel=Schlund (Charybdin) geworffen
werden / und so dann erst mit Schaden / unterweilen aber zu spät / wahr zu seyn
erfahren / was die Alten zu sagen pflegten: Incidit in Scillam, qui vult evadre Charibdin,
oder
Antra Charybdis adit, qui vult evadre Scyllam.
Ifndem er sich bemüh't Charybdis zuentfliehen, So sieht man Scyllam ihn
schon in den Abgrun ziehen.
Doch aber ist es hier auch also beschaffen / daß Scylla nicht stetigs also
ungestühm sich bezeuget / sondern nur zu gewissen Zeiten / wann nehmlich die
Fluth durch einen und andern Wind auffgetrieben wird.
E.G.
Happelii
1683
www.colapisci.it
|