Riconoscimento ottico dei
caratteri con Transkribus . Possibile qualche errato riconoscimento di caratere
Grósten Denkwardig-keiten der Welt
oder so genandie
Relationes curiosae Tomo I
Der Verwunderungs würdige Taucher
Zu mehrerer Erlauterung der gefährlichen Charybdis dienet der
Augenschein und würckliche Besichtigung eines wundersahmen Täuchers. Zu Zeiten
Friderici / Königes in Sicilien / war in dieser Jnsul einer / genandt Niclas /
welcher wegen seiner Fertigkeit im Schwimmen Pesce-Cola
oder Clas der Fisch / genennet
wurde; dieser hatte sich von Jugend her im Meer geübet / und seine Nahrung von
den gesambleten Corallen und Destern / welche er aus dem Grunde herauff hohlete
/ gesucht; Er war aber des Wassers dermassen gewohnet / daß er manch-mahl 5
Tage darinn bliebe / und sich von rohen Fischen erhielte; er schwumme gewöhnlich
aus Sicilien und Calabrien / und dienete vor einen schwimmen-den Briefsträger.
Einsmahls ersahen ihn etliche Schiffleute im Meer / und hielten ihn vor ein See=Wunder
/ endlich aber kahm er ihnen näher / und nachdem er mit ihnen gessen und
getruncken / wünschete er ihnen eine glückliche Fahrt / und warff sich wieder in
die See / vorgebende / er müste einige Brieffe an einen gewissen Orth bringen /
die er in einer ledernen wohlverwahrten Tasche hatte.
Von dem vielfältigen Schwimmen sind ihm endlich zwischen den Fingern Häutlein /
wie den Gänsen gewachsen / und seine Lunge hat sich dergestalt ausgedehnet / daß
er so viel Lufft schöpffen kunte / als er einen gantzen Tag zum Athem
nöthig hatte / dahero man ihn auch billiger unter die Amphibia, oder solche
Thier / die im Wasser und auff dem Lande zugleich leben können / als
unter die Menschen rechnen wolte. Wie demnach einsmahls obgemeldter König zu
Messina war / und man ihm von diesem Pesce-Cola so viel Redens machte /
verlangte er ihn zu sehen / und weil zugleich auch von der berühmten Charybdis,
gedachten nah bey Messina gelegenen Wasser=Strudel / man viel Wunders auff die
Bahn brachte / so trug der König Verlangen / offtbesagten Pesce-Cola in
diesen Strudel zu senden / damit er aus dessen Munde und Erfahrung die rechte
inwendige Beschaffeuheit desselben erlernen möchte.
Weil sich aber der Täucher dessen nicht ohne Ursach beschwerete / und die grosse
Gefahr / so ihm allein bekandt / deßfalls vorschützete / so ließ der König eine
güldene Schale in ersagten Strudel werffen / und verehrete sie dem Pesce-Cola,
wann er sie wieder heraus hohlen würde. Das Gold blendete diesen armen Schwimmer
/ daß er die Gefahr nicht sehen kunte / stürtzte sich demnach in den ungeheuren
Strudel / und kahm endlich nach 3 viertel Stunden sampt der güldenen Schale
frolockend wieder herfür / da er dann / nachdem man ihn ein wenig schlaffen
lassen / auch mit Essen und Trincken gebührlich gelaber / dem Könige folgenden
Bericht von der beruffenen Charybdi ertheilete.
Jch habe / gnädigster Herr und König / deinen Befehl verrichtet / welches ich /
wann ich dieses gewust hätte / was ich nun weiß / nicht würde gethan haben /
wann du mir dein halb Königreich versprochen hättest. Ich habe einen grossen
Frevel begangen / weil ich es vor einen Frevel achtete / dem Könige nicht zu
gehorsamen.
Dann du solt wissen / daß vier Dinge sind / welche nicht allein allen
Täuchern / sondern auch den Fischen selber / diesen Strudel allzu erschrecklich
machen: Erstlich die Gewalt des von unten auff hervor stürtzenden Strohmes /
welchem auch der stärckeste Mensch nicht widerstehen kan / ich selber habe
andere Mittel und Wege suchen müssen / hinunter zu gelangen
Zum andern / die vielfältigen herfür stehende Felsen die man ohne Lebens=Gefahr
nicht vorbey kommen kan / daß sie einem nicht hie und da ein Stück Haut und
Fleisch abreissen solten.
Zum dritten / der gewaltige Zufluß des Unter=Jrrdischen Wassers / dessen
widerwärtiger Strohm so erschreckliche Würbel und Strudel verursachet / daß ein
Mensch aus blosser Furcht sterben solte.
Und dann viertens der grosse Hauffe gewaltiger Fische / welche hin und wieder an
den Felsen kleben / wann mich diese mit ihren - langen abhangenden Baaren ergriffen
häten / so wäre es ohne allen Zweiffel umb mich geschehen gewesen: Zwischen den
Felsen halten sich auch andre grossse le Fische auff / die man See=Hunde nennet
/ diese haben eine dreyfache Reige Zähne / so scharff, als ein Säbel immermehr
seyn kan / im übrigen sind sie etwan so groß / als die uns allen
wohlbekandte Meer=Schweine.
Als ihn nun der König fragte / wo er dann die Schale wieder ankommen / gab er
zur Antwort / daß selbige keines geraden Weges nach dem Abgrund gesuncken /
sondern gleich von den widerwärtigen Ströhmen an eine Seite in einen hohen
Felsen gefallen wäre.
Dann solte sie in den Grund versuncken seyn / so wäre es ihm unmöglich gewesen /
dieselbe wieder zu bekommen / sintemahl das auff=und absteigende
Wasser / welches durch den Strudel bald unter sich gezogen / bald wieder heraus
gestossen worden / so gewaltig gewesen / daß ihm kein Mensch widerstehen könte.
Uber das wäre das Meer hieselbst auch so tieff / daß man keinen Stich vor
seinen Augen in dieser tieffen Wasser=Höhle sehen könte.
Der König forschete weiter von der inwendigen Beschaffenheit des Strudels /
worauff er berichtete / daß er mit vielen Felsen gleichsam gantz
durchflochten / aus deren Wurtzel der Abund Zufluß / oder Aus= und Eingang des
Unte-Frrdischen Gewässers zu unterschiedlichen Zei ten oben auff dem
flachen Meer solche Verwirrung zu wege brächten / davon die Schiffer mit ihrer
grossen Gefahr viel zu sagen wüsten.
Man fragte ihn / ob er wohl noch einmahl Lusten hätte / sich hinein zu wagen /
darauff antwortete er ohngescheuet mit Nein; als man aber einen grossen
Beutel voll Ducaten / sampt ei Vegierde zum Golde noch einmahl / wiewohl
zu seinem äusersten Verderben / blenden / dant er sprang zwar hinein
/ kahm aber nimmer wieder zum Vorschein / ohne Zweiffe ist er entweder
von den gewaltigen Ströhmen in den Abgrund gezogen / oder von den grossen
Fischen erhaschet / oder gar an den Felsen zu Tode gestossen wor den: dem sey /
wie ihm wolle; Der König hat es bereuet / daß er ihn den andern Versuch hat thun
lassen / welcher diese Geschicht durch seinen Secretarium auffzeichnen / und in
dem Königlichen Archivo beylegen und verwahren lassen / von wannen sie dem
hochgerühmten Kirchero mitgetheilet worden / der sie in seiner Unter -
Frrdischen Welt p. 98 anführet.